Stellungnahme zu den Studien der Regierungskonferenz der Gebirgskantone

Pressemitteilung vom 20. September 2022 

 

Die Regierungskonferenz der Gebirgskantone hat heute Studien zum Herdenschutz und zum Wolfsmanagement publiziert und Forderungen präsentiert. Die Studien stellen einen interessanten Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion um den Wolf dar. Die differenzierten Resultate sprechen gegen einen wahllosen Wolfsabschuss. Sie bestätigen, dass eine Koexistenz mit Wölfen auch im Alpenraum möglich ist und dass sich die Schweiz mit ihrem differenzierten Wolfsmanagement zwischen Totalschutz und Ausrottung auf dem richtigen Weg befindet. 

 

Die gemachten Studien zu Herdenschutz und Wolfsmanagement sind grundsätzlich spannend. Das IWJ der BOKU ist ein renommiertes Institut. Es ist aber als sehr jagdnah zu betrachten und wurde in der Vergangenheit bereits durch wolfskritische Regierungen in anderen Ländern (bzw. Bundesländern) für vergleichbare Studien zugezogen, was bei den Empfehlungen der Studie berücksichtigt werden muss. Die Studien basieren auf Thesen von Workshops, an denen nur Behördenmitglieder von Bergkantonen anwesend waren. Die in den Studien aufgeführten und klar gekennzeichneten Thesen sind daher nicht als neutrale, wissenschaftliche Erkenntnisse zu interpretieren.

 

Die Hauptempfehlung der Studie es IWJ, nämlich die Schweiz quasi als „Wolfsmanagementzone“ zu definieren, wo es weder einen Totalschutz noch eine Ausrottung gibt, ist richtig und entspricht der heutigen rechtlichen Situation. Denn auch wenn der Wolf zwar eine geschützte Tierart ist, wird er dennoch situativ reguliert. Die Studie fordert somit nichts revolutionäres, sondern zeigt, dass die Schweiz vernünftig mit dem Wolf umgeht. Es ist positiv, dass Phantasiekonzepte wie „wolfsfreie Zonen“ ausgeschlossen werden, da sie völlig unpraktikabel wären.

 

Die Studien zum Herdenschutz weisen primär den höheren Unterstützungsbedarf nach. Einige Empfehlungen zur Anpassung der Massnahmen betrachtet die Gruppe Wolf Schweiz sehr kritisch. Bereits die heutigen Vorgaben für den Herdenschutz sind im internationalen Vergleich schwach. So ist etwa der weitgehende Verzicht auf Nachtpferche, die in vielen Wolfsgebieten Süd- und Osteuropas eine Normalität sind, eine grosse Schwäche für den Schutz der Nutztiere. Das Grundlagenpapier will nun Situationen, die heute nicht als Schutz gelten, als Schutz definieren. Zwar würden dadurch mehr Alpen „zumutbar schützbar“, aber nur mit Massnahmen, die in der Praxis keinen Schutz bewirken. Diese weitere Aufweichung des Herdenschutzes wird Konflikte verschärfen, anstatt verhindern. Ein starker, robuster Herdenschutz auf allen Kleinviehalpen ist die neue Realität. Unschützbare Alpen haben keine Zukunft. Dass auch mit dem Strukturwandel in der Alpwirtschaft, den der Wolf beschleunigt, aber nicht ursächlich bewirkt, die Sömmerung als solches eine Zukunft haben kann und wird, kommt in den Studien deutlich zum Ausdruck.

 

Eine bessere Unterstützung des Herdenschutzes – finanziell, personell, gesellschaftlich, administrativ – ist eine Notwendigkeit, die die Studien zum Herdenschutz einmal mehr verdeutlichen und auch von der Gruppe Wolf Schweiz seit langem anerkannt wird. Es ist stossend und unverständlich, dass die Vorlage für ein neues Jagdgesetz, die nächste Woche in den Ständerat kommt, genau dafür keine Lösung bietet und stattdessen nur auf den Abschuss fokussiert. Die zivilgesellschaftliche Lösung der direktbetroffenen Verbände (Land- und Forstwirtschaft, Jagd, Naturschutz) nimmt die bessere Unterstützung hingegen auf und ist daher auch für die Landwirtschaft die bessere Lösung. Es ist daher zu hoffen, dass die Regierungskonferenz der Gebirgskantone diese Lösung anstelle der ständerätlichen Lösung unterstützt. 

 

Auskünfte:

David Gerke, Geschäftsführer Gruppe Wolf Schweiz

Tel. 079 305 46 57, david.gerke@gruppe-wolf.ch


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