Die Einwanderung des Wolfes in die Schweiz
Der Wolf kehrt zurück
Im 16. Jahrhundert war der Wolf noch in der ganzen Schweiz verbreitet. 90 % der Bevölkerung waren damals Bauern. Sie waren meist arm und besassen wenig Vieh. Der Verlust eines einzelnen Tieres konnte für eine Familie bereits katastrophale Auswirkungen haben.
Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass der Wolf rücksichtslos verfolgt wurde. Dies, aber auch die Entwaldung und Zersiedelung der Landschaft führten dazu, dass die Art aus der ganzen Schweiz verschwand. Die letzten Vorkommen erloschen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Wallis, dem Tessin und im Jura.
Als nächstgelegene Population blieb diejenige der Abruzzen in Italien. Der Tiefstand war hier 1970 erreicht, seither nimmt der Bestand wieder zu und breitet sich aus:
1983: | Es gibt Hinweise, dass sich Wölfe mindestens seit 1983 nördlich von Genua fortpflanzen |
1985: | Ein Wolf wird nahe der Grenze zu Frankreich geschossen |
1987: | Abschuss eines Wolfes in den Seealpen |
1992: | Beobachtung von zwei Wölfen im Nationalpark Mercantour (F), erste Rudelbildung in den Alpen |
1995-96: | Nachweis von mindestens einem Wolf in den Vals Ferret und Entremont VS: Erstnachweis in der Schweiz |
1997: | Nachweis von mindestens einem Wolf in Savoyen (F), 20 bis 30 Wölfe leben im Nationalpark Mercantour |
1998, November: | Ein Wolf in Reckingen, Wallis, tot aufgefunden, geschossen mit Schrot: erster Wolf im Oberwallis |
1999-2000: | Mehrere Wöfe reissen Nutztiere in den Walliser Südtalern |
2001: |
Erster Wolf im Tessin und in Graubünden (Bergell, Abschuss im Herbst) |
2002: | Wolfnachweis im August nach Schafrissen in Zwischenbergen, Kanton Wallis. Es handelt sich um den ersten weiblichen Wolf in der Schweiz |
2002: | Wolfsnachweis nach Schafrissen in der Sursleva, Kanton Graubünden |
2006, März: | Bei Gsteigwiler, Kanton Bern, wird ein Wolf von einem Zug überfahren: Erster Wolf in den Nordalpen |
2006: | Weiterer weiblicher Wolf im Wallis (Goms, Abschuss) |
2006, September: | Abschuss männlicher Wolf im Unterwallis (Chablais), nachgewiesen wurde aber im Gebiet auch ein Weibchen: Erster Hinweis auf Paarbildung in der Schweiz |
2010: | Erste bestätigte Paarbildung in der Schweiz, Rudelbildung wird durch legalen Abschuss aber verhindert (Crans-Montana VS, Abschuss Männchen) |
2012: |
Erstes Wolfsrudel in der Schweiz (Calanda GR/SG) |
2013-14: | Erste Wolfsnachweise im Jura und im Mittelland |
2015: | Zweites Wolfsrudel in der Schweiz (Morobbia TI) |
2016: | Drittes Wolfsrudel in der Schweiz (Augstbord VS) |
2018: |
Vier Wolfsrudel in der Schweiz |
2019: |
Sieben Wolfsrudel in der Schweiz |
2020: |
Neun Wolfsrudel in der Schweiz |
2021: |
Zwölf Wolfsrudel in der Schweiz |
Diese Chronologie beinhaltet nur die Meilensteine der Rückkehr des Wolfes in die Schweiz. Sie stellt keine vollständige Nachweisliste dar. Aktuelle Informationen zu den Rudelnachweisen in der Schweiz sind zu finden unter Themen Rudel. Die Angaben wurden teilweise vom Infodienst Wildbiologie und vom KORA übernommen und mit zahlreichen eigenen Recherchen und Nachweisen ergänzt.
Von 1995 (Beginn der natürlichen Einwanderung) bis heute wurden rund 300 Wölfe, fast alle italienischer Abstammung, mit DNA-Analysen nachgewiesen. Eine unbekannte Anzahl weiterer Wölfe hielten oder halten sich wahrscheinlich in der Schweiz auf. Seit 2020 wurden erstmals Wölfe aus der dinarischen Population (Balkan) und der zentraleuropäischen Flachlandpopulation (Deutschland und Polen) in der Schweiz nachgewiesen.
Aktuelle Verbreitung
Informationen zur aktuellen Verbreitung des Wolfes im Alpenraum und in der Schweiz finden sich hier.