Wolf und Jagd

Beuteschema des Wolfes - Beuteschema des Jägers

Wölfe ernähren sich in Mitteleuropa hauptsächlich von Rehen und Rothirschen, eine wichtige Rolle spielen ausserdem Wildschweine und Gämsen. Wo vorhanden, werden auch die nicht einheimischen Damhirsche und Mufflons erbeutet. Im Alpenraum werden ausserdem Steinbock und Murmeltier regelmässig Beute von Wölfen. Kleinsäuger, Vögel oder Fische spielen dagegen nur eine marginale Rolle in der Ernährung des Wolfes, ebenso pflanzliche Bestandteile.

Damit hat der Wolf ein weitgehend deckungsgleiches Beuteschema wie die menschlichen Jäger. Beutetier Nummer eins der Schweizer Jägers ist eindeutig das Reh, gefolgt von der Gämse auf Platz zwei, dem Rothirsch auf Platz drei, dicht gefolgt vom Wildschwein auf Platz vier und schliesslich dem Steinbock. Eine zumindest vermeintliche Konkurrenzsituation ist absehbar.

 

Wolf, Wald und Wild: Die Rolle des Wolfes im Ökosystem

Ökosysteme basieren auf Stoffflüssen, die Prädation ist ein wichtiger Teil davon. Als Spitzenprädator und Hetzjäger erbeutet der Wolf alte und kranke Tiere mit grösserer Wahrscheinlichkeit als gesunde, was die Wildpopulationen gesund hält. Ökosysteme mit intakten Räuber-Beute-Beständen sind deutlich stabiler und weniger anfällig für Veränderungen, etwa aufgrund klimatischer Veränderungen. In dem der Wolf unnatürlich hohe Wilddichten verhindert und für eine gleichmässige Verteilung des Wildes im Lebensraum sorgt, beugt er Wildschäden am Wald vor. Von Wolfsrissen ernähren sich zudem zahlreiche andere Lebewesen wie Aasfresser.

Raubtiere und deren Beutetiere sind in Koevolution entstanden und aufeinander angewiesen. Ohne Wölfe gäbe es keine Rothirsche, ohne Luchse keine Rehe. Die Zahl der Raubtiere wird über die Verfügbarkeit der Beute reguliert, während Raubtiere durch die natürliche Selektion primär qualitativ auf ihre Beute einwirken.

 

Wolf und Jagd - (K)ein Konflikt?

Der Wolf ist für die Jagd ein relevanter Faktor. Allerdings verunmöglicht er sie nicht. Weil Raubtiere den jährlichen Zuwachs einer Population kaum je ganz abschöpfen, kann der Mensch auch bei ihrer Präsenz weiterhin die Jagd ausüben. Auf den Wolf wirken menschliche Jäger gleich wie umgekehrt: Sie lassen das Wild vorsichtiger und tendneziell seltener werden. Der Wolf erschwert damit nicht nur die Jagd für den Menschen, sondern auch umgekehrt - was zur Folge hat, dass die Wolfspopulation von alleine nicht so stark anwachsen kann wie ohne Jagd. Die Verhaltensänderung des Wildes bedarf aufgrund der Präsenz anderer Jäger einer Anpassung der Strategie des Jägers, die Jagd wird anspruchsvoller. Das Wild wird vorsichtiger und wählt möglicherweise andere Einstände. Dafür nehmen Gewichte und (Trophäen-)Stärke bei der Präsenz des Wolfes zu, der Gesundheitszustand wird besser. Eine gezielte Selektion durch den Menschen wird weitgehend überflüssig.

Die Jagdplanung wird aufgrund der Präsenz von Wölfen angepasst werden müssen. Insbesondere wird die Strategie der bisher weit verteilten, kleinen Jagdbanngebiete (Wildasyle) auf dem Prüfstand stehen. Ohne Präsenz von Wölfen kann damit auch während der Jagdzeit beim Rotwild ein ruhiger, geordneter Brunftverlauf sichergestellt werden. Ob sie sich allerdings mit dem Wolf verträgt, ist keinesfalls sicher. Auf Nach- und Sonderjagden, die bei zu tiefen Abschüssen während der ordentlichen Jagdzeit durchgeführt werden, kann bei der Präsenz von Wölfen möglicherweise verzichtet werden.

 

Jagdhunde im Wolfsgebiet

Wölfe sind territoriale Tiere. Alleine herumziehende, junge Wölfe vermeiden in der Regel ein Aufeinandertreffen mit den ansässigen Wölfen, da diese ihr Territorium vehement verteidigen. Jagdhunden wird dies oft zum Verhängnis, da diese sich nicht ''wolfstypisch'' verhalten und dem Konflikt nicht aus dem Weg gehen. Die meisten dokumentieren Wolfsangriffe auf Hunde sind auf territoriales Verhalten der Wölfe zurückzuführen. Seltener können kleine Hunderassen auch als Beutetiere angesehenen werden. Da Wölfe die Nähe des Menschen scheuen, sind Hunde vor allem gefährdet, wenn sie alleine im Wald unterwegs sind. Aus diesem Grund sind Jagdhunde gehäuft von Angriffen betroffen.

Zur Vermeidung dieses Konfliktes hat die GWS einen eigenen Ratgeber in Form eines Flyers herausgegeben, der sich in erster Linie an die Hundeführer in der Jägerschaft richtet:
 

» zum GWS-Flyer "Jagdhunde im Wolfsgebiet"

 

Wölfe regulieren?

Wölfe regulieren sich über ihre Territorialität und die Zahl der Beute selber. Wolfsrudel haben feste Streifgebiete, die gegen fremde Artgenossen verteidigt werden, während die Rudel- und Streifgebietsgrösse von der Verfügbarkeit von Beutetieren abhängen. Nehmen die Beutetierbestände ab, erhöht sich deshalb nicht nur die Jungtiersterblichkeit, sondern die Territorien werden vergrössert und überzählige Tiere des Rudels zur Abwanderung gezwungen. Damit nimmt die Zahl der Wölfe ab und Wolfsrudel wachsen nicht beliebig an. Eine Regulation des Wolfsbestandes durch den Menschen entspricht aus ökologischer Sicht deshalb keiner Notwendigkeit, weder für den Wolf, noch für seine Beute. Werden Wolfsbestände reguliert, geschieht dies stets aufgrund menschlicher Interessen.

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