Hybridisierung als überschätztes Phänomen: Die Optik macht's nicht aus

Pressemitteilung vom 1. März 2022 

 

Im Kanton Wallis wurde von den Behörden ein dunkel gefärbter Wolf geschossen, weil er für einen Wolf-Hund-Hybriden gehalten wurde. Die genetische Analyse beweist aber, dass es sich um einen reinen Wolf handelte. Der Fall zeigt, dass optische Merkmale nur sehr beschränkt dazu geeignet sind, um Hybridisierungen zu erkennen. Die von Wolfsgegnern gelegentlich verbreitete und mit Bildern vermeintlich belegte Behauptung, viele Schweizer Wölfe seien Hybriden, kann damit eindrücklich widerlegt werden.

 

Hybridisierung zwischen Wölfen und Hunden kommt fast im gesamten Verbreitungsgebiet des Wolfes in unterschiedlicher Häufigkeit vor. Wichtigster Faktor für die Häufigkeit der Hybridisierung ist die Präsenz von verwilderten Hunden. Weil es im Alpenraum kaum verwilderte Hunde ist, ist die Hybridisierung hier bisher eine absolute Ausnahme und ein auch im internationalen Vergleich sehr seltenes Phänomen. Einzelne Fälle sind aus Frankreich, Italien und Slowenien jedoch sehr wohl bekannt, weshalb die Zuwanderung von einzelnen Hybriden in die Schweiz nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. Entsprechend wichtig ist es, das Wolfsmonitoring auch darauf auszurichten, Hybriden zu erkennen. Dies ist mit den angewandten modernen genetischen Methoden gewährleistet.

 

Hybriden aufgrund optischer Merkmale erkennen zu wollen, hat hingegen einige Tücken, wie der Fall im Wallis zeigt. Selbst für die Gruppe Wolf Schweiz (GWS) hat das Tier gemäss allen zur Verfügung stehenden Bildern äusserlich mehrere Merkmale aufgewiesen, die auf einen Hybriden hindeuteten. Insbesondere der detaillierte Vergleich mit Fotos von bestätigten Hybriden aus anderen europäischen Ländern zeigte eine markante Übereinstimmung mit dem schwarzen Wolf im Wallis. Auch die GWS hat das Tier daher aufgrund der phänotypischen (äusserlichen) Merkmale als Wolf-Hund-Hybriden eingeschätzt. Sie kann deshalb das Vorgehen der Behörden nachvollziehen.

 

Hybriden sind keine Gefahr für Menschen

 

Weil Wolf-Hund-Hybriden die genetische Integrität (Reinheit) der Wolfspopulation gefährden, ist es richtig, diese durch Abschuss umgehend aus der Population zu entfernen. Es gibt hingegen keinerlei Beweise, dass Hybriden für Menschen eine Gefahr darstellen oder häufiger Nutztiere reissen als reine Wölfe. Hybridisierung ist somit ein reines Artenschutzproblem. Gestützt auf Artikel 8bis der eidgenössischen Jagdverordnung, können die Kantone Hybriden bereits heute jederzeit abschiessen.

 

Infobox: Der schwarze Wolf im Wallis

Der Ende Januar geschossene schwarze Wolf lebte dort wohl seit bald einem Jahr im Wallis. Erste unbestätigte Sichtungen datieren vom Frühling 2021. Seit Sommer 2021 lebte das Tier gemäss verschiedenen Sichtungen zwischen Vispertal und Val d'Anniviers. Er hielt sich dort zusammen mit dem neuen Augstbordrudel auf, ohne aber mit diesem Verwandt zu sein. Genetisch handelt es sich um M190, einen bis zum Abschuss im genetischen Monitoring noch nie erfassten männlichen Wolf. Bestätigt wurde die Präsenz des schwarzen Wolfes im Herbst durch die Publikation von privaten Fotofallenaufnahmen in den Sozialen Medien. Erst damit wurde offenbar, dass tatsächlich ein phänotypisch auffälliger Wolf im Gebiet lebt.

 

Auskünfte:

David Gerke, Präsident Gruppe Wolf Schweiz

Tel. 079 305 46 57, david.gerke@gruppe-wolf.ch


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