Management

Wölfe sind ausgesprochen lern- und anpassungsfähige Wildtiere, die sich auch in Kulturlandschaften gut zurecht finden. Überall, wo sie ihren Lebensraum mit Menschen teilen, sind sie habituiert, sprich an Menschen gewöhnt, so wie andere Wildtiere das auch sind. Wölfe können durchaus als Kulturfolger bezeichnet werden. Die Lern- und Anpassungsfähigkeit hat einige Vorteile beim Zusammenleben mit dem Wolf - etwa dass ein erwünschtes Verhalten anerzogen werden kann -, ist aber zugleich auch eine grosse Herausforderung. So finden Wölfe etwa Lücken im Herdenschutz sehr schnell oder können auch lernen, Massnahmen zu umgehen. Zudem können sie auch lernen, wie man in Menschennähe Futter finden kann. 

 

In Kulturlandschaften braucht es daher immer ein Management, um mit Wölfen zusammen zu leben. Management darf jedoch nicht mit Bejagung verwechselt oder gleichgesetzt werden, wie dies gewisse Kreise leider immer wieder tun. Wildtiermanagement umfasst eine ganze Palette von Massnahmen, die Entnahme von Wildtieren aus der Population (Abschuss) ist nur eine von vielen. 

 

Natürliche Limitierung des Wolfsbestandes

Darüber, welches die natürliche Limitierung Dichte von Wolfspopulationen ist, gab es lange zwei sich vordergründig widersprechende Thesen: Soziale (innerartliche) Faktoren vs. Verfügbarkeit von Beutetieren (Biomasse). Die Auswertung aller Daten und Studien in den vergangenen Jahren, namentlich durch den US-amerikanischen Wissenschaftler L. David Mech, zeigt, dass es letztlich die Biomasse von Beutetieren ist, die die Populationsdichte von Wölfen limitiert. Sie ist also die Steuerungsgrösse. Soziale, also innerartliche Faktoren sind es zwar, die die eigentliche Begrenzung des Bestandes verursachen (Revierkämpfe, Nahrungskonkurrenz, Krankheiten, etc.), aber wann diese wirklich limitierend wirken, hängt eben von der als Nahrung verfügbaren Biomasse ab, sprich primär von den Schalenwildbeständen. 

 

Resultate der wissenschaftlichen Untersuchungen finden sich hier: 

Do Wolves Control their Own Numbers? 

Wolf Population Regulation Revisited—Again

 

Damit ist klar, dass die natürliche Steuerungsgrösse für den Wolfsbestand die Schalenwilddichte ist (in Europa also Rothirsch, Reh, Wildschwein, etc.). Wölfe zu dezimieren, ohne an der Schalenwilddichte etwas zu ändern, kann daher als Symptombekämpfung betrachtet werden. 

 

Vergrämung

Die Lernfähigkeit des Wolfes erlaubt dessen Vergrämung. Unter Vergrämung sind sämtliche nicht-tödlichen Massnahmen zu verstehen, die Wölfe umerziehen, in dem sie in der unerwünschten Situation in einer Art und Weise vertrieben oder abgewehrt werden, die für sie negativ ist. Das kann der Einsatz von Gummischrot ebenso sein wie akustische Geräte, die aktive Vertreibung durch Menschen oder auch der Einsatz von Herdenschutzhunden. Vergrämungen von Wölfen, die eine erwünschte Verhaltensänderung bringen, sind nachweislich möglich, aber je nach Methode mit grossem Aufwand verbunden. 

 

Erste wissenschaftliche Untersuchung aus Italien zeigt: Nicht-tödliche Vergrämung von Wölfen kann Risse massiv reduzieren

 

Herdenschutz

Der Herdenschutz ist einer der zentralen Pfeiler des Wolfsmanagements in der Kulturlandschaft. Er ist nachweislich, gestützt durch zahlreiche Studien, die mit Abstand wirksamste Massnahme, um Konflikte zwischen Wölfen und Nutztierhaltung vorzubeugen. 

 

> Alles zum Herdenschutz

 

Information, Aufklärung, Abfallmanagement

Wölfe können auch lernen, dass sie direkt beim Menschen und dessen Siedlungen Nahrung finden, etwa in Form von Abfällen (passive Anfütterung). Auch werden Wölfe manchmal absichtlich gefüttert, etwa von Touristen in Nationalparks (aktive Anfütterung). Dies kann dazu führen, dass Wölfe den Menschen mit Futter in Verbindung bringen. Solche Wölfe sind nicht nur habituiert, wie alle Wildtiere in Kulturlandschaften, sondern futterkonditioniert. Das kann in letzter Konsequenz auch zu Angriffen auf Menschen führen und ist deshalb in jedem Fall strikte zu verhindern. Dazu bedarf es einerseits eines guten Abfallmanagements, auch im Hinblick auf andere Wildtiere (Füchse, Bären, etc.), einer intensiven Aufklärung der Bevölkerung über das richtige Verhalten (inkl. Sanktionsmöglichkeiten) wie auch einer Vergrämung oder letztlich Entnahme von Wölfen, die trotzdem lernen, dass sie beim Menschen Futter finden. 

 

> Greifen Wölfe Menschen an? 

 

Entnahme von Wölfen mit einem unerwünschten Verhalten

Wo Wölfe und Menschen im selben Gebiet leben, wird es - auch bei gut umgesetzten Präventionsmassnahmen - immer wieder Wölfe geben, die ein Verhalten aufweisen, das unerwünscht ist. Das kann die Umgehung von Herdenschutzmassnahmen ebenso sein wie die aktive Annäherung an Menschen und mangelnde Scheu. In diesem Fall kann eine Vergrämung versucht werden, aber es nicht vermeidbar, dass immer wieder auch Wölfe aus der Population entnommen, sprich abgeschossen werden müssen. Diese Massnahme ist auch bei gesetzlichem Schutz gewöhnlich möglich und wird meist von den Behörden vollzogen. In der Schweiz regelt die eidgenössische Jagdverordnung, wann Wölfe aus der Population entnommen werden dürfen. 

 

Bejagung 

Die Bejagung des Wolfes wird leider oft mit dessen Management gleichgesetzt und auch mit der Entnahme von Wölfen mit einem unerwünschten Verhalten gleichgesetzt. Dabei ist Management wie dargelegt eben nicht gleich Bejagung. Es gibt keine wissenschaftlichen oder praktischen Beweise, dass die Bejagung Schäden an Nutztieren verhindern kann. Generell sind für den Beutegreifer nicht-tödliche endende Massnahmen erfolgreicher beim Herdenschutz als Abschüsse. Ob die Bejagung des Wolfes die scheu und fern vom Menschen hält, ist umstritten. Eine europaweite Umfrage zeigte, dass Wölfe in allen Ländern auch Siedlungen als Teil ihres Lebensraumes nutzen, unabhängig davon, ob sie bejagt oder geschützt werden. 

 

Wolves living in proximity to humans

Predator control should not be a shot in the dark

 

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