Schweizer Wölfe bleiben brav: Anzahl Risse pro Wolf weiterhin auf tiefem Niveau

Pressemitteilung vom 6. Mai 2022 

 

Die Zahl der gerissenen Nutztiere pro Wolf ist weiterhin tief. Im Jahr 2021 wurden pro Wolf nicht einmal sechs Nutztiere gerissen, der tiefste Wert seit vielen Jahren. Die Zahl zeigt, dass der Herdenschutz gut funktioniert. Klar ist zugleich auch: Ohne starken Herdenschutz werden in der Schweiz keine Schafe mehr gesömmert werden können. Schafalpen, die von den Kantonen als unschützbar eingestuft werden, haben keine Zukunft und werden eher früher als später aufgegeben werden müssen. 

 

80% weniger Risse pro Wolf

Die Zahl der gerissenen Nutztiere pro Wolf bleibt weiterhin tief. Auch im Jahr 2021 wurden pro Wolf nicht einmal sechs Nutztiere gerissen. Dies ist der tiefste Wert seit Jahren und ein markanter Unterschied zur Anfangsphase der Wolfsrückkehr. So wurden um die Jahrtausendwende von gerade mal sechs Wölfen über 200 Nutztiere gerissen. Im vergangenen Jahr rissen 148 Wölfe hingegen 853 Nutztiere. 20-mal mehr Wölfe verursachen also lediglich viermal mehr Risse. Dies bedeutet einen Rückgang der Risse von rund 80% pro Wolf. 

 

Herdenschutz ist Ursache für weniger Risse

Diese positive Bilanz ist zweifelsohne dem ausgebauten Herdenschutz zu verdanken. Denn zum einen ist die Zahl der Nutztiere insgesamt stabil, auch der Schafbestand ist seit sieben Jahren sogar wieder leicht zunehmend. Zum anderen zeigte eine wissenschaftliche Untersuchung(1) von KORA und Agridea, dass der Einsatz von Herdenschutzhunden Wolfsrisse nachweislich reduzieren kann, wohingegen die Regulierung von Rudeln keine eindeutige Wirkung hatte. In der Schweiz werden mittlerweile 250 Herdenschutzhunde und wohl dutzende Kilometer wolfsabweisende Zäune eingesetzt, zudem werden ständig mehr Alpen ständig behirtet. Diese Massnahmen zeigen offenkundig eine erhebliche Wirkung.

 

Die Gruppe Wolf Schweiz bietet Hand für eine pragmatische Regulierung des Wolfes, wenn die regionalen Bestände dabei nicht gefährdet werden und zuvor Herdenschutzmassnahmen getroffen wurden. Zugleich wird aber betont, dass die Regulierung keinen Herdenschutz darstellt. Denn nicht nur die Studie aus der Schweiz fand keinen Nachweis für den Rückgang der Risse durch Regulierung, sondern auch Untersuchungen(2)(3)) aus anderen europäischen Ländern kommen zum selben Schluss.

 

“Nicht schützbare“ Alpen ohne Zukunft

Schlüssel zur Vermeidung von Schäden ist und bleibt nachweislich der Herdenschutz. Vor diesem Hintergrund ist die Tendenz einzelner Kantone, Schafalpen als nicht schützbar zu erklären, kritisch zu sehen. Mit der Einstufung als nicht schützbar können Kantone zwar mehr Abschüsse erwirken, da diese Risse für Abschussbewilligungen angerechnet werden können. Letztlich versetzt diese Einstufung als nicht schützbar den betroffenen Alpen jedoch den Todesstoss, denn ohne Herdenschutz werden diese Alpen durch die steigenden Wolfsbestände einem Druck ausgesetzt, den sie langfristig nicht standhalten werden. Auch zusätzliche Wolfsabschüsse werden daran nichts ändern können. Es stellen sich darüber hinaus für diese Alpen auch tierschutzrechtliche Bedenken, da Halter ihre Tiere vor bekannten Gefahren schützen müssen.

 

Eine Kleinviehsömmerung ohne gut ausgebauten Herdenschutz wird es nicht mehr geben. Soll die Alpung von Schafen und Ziegen auch in Zukunft möglich sein, muss es daher das vordringliche Ziel sein, die vielen wirtschaftlich heute nicht schützbaren Alpen künftig schützbar zu machen. Nur so können die betroffenen Alpen erhalten werden. Verstärkter Herdenschutz ist keine Übergangslösung, sondern die neue Realität.

 

Auskünfte:

David Gerke, Präsident Gruppe Wolf Schweiz

Tel. 079 305 46 57, david.gerke@gruppe-wolf.ch

 

 

(1)Wirksamkeit von Herdenschutzmassnahmen und Wolfsabschüssen unter Berücksichtigung räumlicher und biologischer Faktoren. KORA-Bericht Nr. 105, 2022. Online unter https://kora.ch/wp-content/uploads/2022/01/KORA_Bericht_105_Uebergriffe-auf-Nutztiere_final.pdf

(2)Conflict Misleads Large Carnivore Management and Conservation: Brown Bears and Wolves in Spain. 2016. Online unter https://www.researchgate.net/publication/298331424_Conflict_Misleads_Large_Carnivore_Management_and_Conservation_Brown_Bears_and_Wolves_in_Spain

(3)Évaluation de l’efficacité de la mise en place de tirs de défense ou de prélèvement sur les attaques des troupeaux domestiques par le loup Canis lupus. 2012.

 

Grafik: Entwicklung der Risse pro Wolf seit 1998


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